UNESCO
Der Westerborkfilm (1944) wurde in das UNESCO-Register "Memory of the World" aufgenommen, das die UNESCO am 30. Oktober 2017 bekannt gab. Der Film zeigt einzigartige Bilder des Durchgangslagers Westerbork während des Zweiten Weltkriegs. Sowohl der Film, der vom Niederländischen Institut für Ton und Bild verwaltet wird und dauerhaft im Gedenkzentrum Camp Westerbork zu sehen ist, als auch das Drehbuch, das vom NIOD-Institut für Kriegs-, Holocaust- und Völkermordstudien verwaltet wird, wurden mit der Aufnahme in das Register offiziell als Weltdokumentenerbe anerkannt. Weitere bekannte Stücke aus dem Memory of the World Register sind die Tagebücher von Anne Frank, der älteste erhaltene Koran und die Originalfilmnegative von Der Zauberer von Oz.
Der Westerborkfilm wurde von dem jüdischen Filmemacher und Häftling Rudolf Breslauer im Auftrag des Lagerkommandanten Albert Gemmeker gedreht. Man geht davon aus, dass Gemmeker dem Naziregime in Deutschland einen Film über das zivilisierte, eingeölte System des Durchgangslagers Westerbork zeigen wollte. Breslauer wurde als Filmemacher sehr viel Freiheit eingeräumt, so dass seine Perspektive auf das tägliche Leben im Lager in den Filmaufnahmen sichtbar wird.
Ikonische Bilder
"Dieser Film enthält seltene, ikonische Bilder, die einen äußerst problematischen Status haben - weil sie von den Nazis in Auftrag gegeben wurden; gerade deshalb berühren sie den Kern einer der schrecklichsten Episoden der modernen Geschichte", sagt NIOD-Regisseur Frank van Vree über den Film.
Tom De Smet, stellvertretender Direktor von Sound and Vision: "Der Westerborkfilm ist von großem internationalem Wert, und deshalb freuen wir uns über seinen Eintrag in das Memory of the World Register. Die Bilder wurden unzählige Male in Dokumentationen und Filmen über den Zweiten Weltkrieg verwendet. Sie gibt einen einzigartigen Einblick in das Leben in einem Durchgangslager".
Internationale Anerkennung
Wir sind sehr glücklich über diese internationale Anerkennung. Es ist wirklich einzigartiges Material: Es sind die einzigen bekannten Bilder aus Tausenden von Lagern in Europa, die nicht inszeniert wurden, und die einzigen Bilder von den Transporten. Und gerade weil es ein bewegtes Bild ist, macht es einen großen Eindruck auf die Menschen", sagt der ehemalige Direktor Dirk Mulder.
Mit der Eintragung in das Register erkunden die beteiligten Organisationen gemeinsam mögliche Restaurierung und neue Formen der Bildung und öffentlichen Präsentation des Westerborkfilms.