Abbruch und Wiederaufbau
Im Jahr 1971 wurden die letzten Baracken abgerissen oder an Bauern verkauft. Im Jahr 1967 wurde das erste Radioteleskop auf dem Gelände des Lagers Westerbork installiert. Später folgten 13 weitere. Die störungsfreie Zone der Teleskope machte es notwendig, dass das Museum 3 Kilometer entfernt liegt. Im Jahr 1983 eröffnete Königin Beatrix die Gedenkstätte Lager Westerbork.
Während der Kriegsvergangenheit kurz nach der Befreiung noch große Aufmerksamkeit zuteil wurde, fand der Holocaust - die systematische Vernichtung der Juden - kaum Beachtung. Das galt auch für das Lager Westerbork. In den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg gab es keine Unterstützung für ein Denkmal, auch nicht von jüdischer Seite.
Ende der 1960er Jahre begannen sich die Dinge jedoch zu ändern. Mehr Aufmerksamkeit wurde der Verfolgung der Juden gewidmet. Eine neue Initiative der Provinzregierung von Drenthe, ein Denkmal zu realisieren, fand damals Unterstützung. Während die Kriegsgeneration noch keinen Bedarf für ein Denkmal hatte, empfand die zweite Generation das anders. Das Ergebnis war das Nationaldenkmal Westerbork, das von Königin Juliana im Jahr 1970 enthüllt wurde. Der Entwurf, bei dem die Bahnlinie eine wesentliche Rolle spielt, stammt vom ehemaligen Lagerhäftling Ralph Prins.
Manja Pach
Dieses veränderte Bewusstsein war notwendig, um genügend Unterstützung für den Wunsch zu gewinnen, eine Informationsstelle über das Lager Westerbork in der Nähe der historischen Stätte zu realisieren. Die erste Idee dazu kam am 4. Mai 1971. Manja Pach, 25 Jahre alt und das Kind eines Lagerüberlebenden, war an diesem Totengedenktag am Nationaldenkmal am Randes des ehemaligen Lagers. Dort waren Arbeiter damit beschäftigt, Baracke abzureißen, und um acht Uhr ging es wie gewohnt weiter. Es war so absurd, ich war so perplex [...]. Ich konnte nur eines denken: Stoppt den Abriss sofort!
Gedenkstätte
In den folgenden Jahren wurden kleine Anpassungen vorgenommen, um den Wiedererkennungswert des ehemaligen Lagergeländes zu erhöhen. Im Jahr 1974 wurde ein Schaukasten mit Informationen aufgestellt, zwei Jahre später folgte ein maßstabsgetreues Modell. Im Jahr 1979 wurde beschlossen, die Gedenkstätte Lager Westerbork zu bauen. Am 12. April 1983, fast vierzig Jahre nach der Befreiung, eröffnete Königin Beatrix offiziell die Gedenkstätte Lager Westerbork. Die Zahl der Besucher stieg von 40.000 in den Anfangsjahren auf heute 170.000.
Mit der steigenden Zahl der Besucher wurde die mangelnde Sichtbarkeit des Lagers immer deutlicher. Obwohl einige der ursprünglichen Gebäude stehen blieben - der Kartoffelbunker, die SS-Unterkunft und die Wasseraufbereitungsanlage - schien das Lager Westerbork wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Eine Konstante in den Reaktionen war das Fehlen einer Baracke. Anfang der 1990er Jahre beschloss die Gedenkstätte Lager Westerbork, das Lagergelände symbolisch neu zu gestalten. Am 16. Juni 1992 wurde das renovierte Lagergelände von Prinzessin Margriet offiziell eingeweiht.
Waggons und Baracke 56
Seitdem hat sich auf dem Lagergelände viel verändert. Die Gesprochenen Namen erklingen nun aus zwei Original-Waggons auf dem "De Rampe de Boulevard des Misères", dem Ort im Lager, an dem während des Zweiten Weltkriegs die Züge in den "Osten" abfuhren. Alle 107.000 deportierten Juden, Sinti und Roma werden an dem Tag genannt, an dem sie aus dem Lager deportiert wurden. Unter einer Glaskuppel befindet sich das Haus des Lagerkommandanten. Baracke 56 ist teilweise mit authentischen Barackenteilen aufgebaut. An anderen Stellen vermitteln Cortenstahl-Silhouetten einen Eindruck von den Gebäuden im Lager.
In der Mitte des Lagergeländes steht die Markierung Schattenberg, zur Erinnerung an die 20-jährige Bewohnung dieses Lagers durch die Molukker. Diese ehemalige Mitarbeiter und Soldaten der niederländischen Kolonialmacht, die nach dem indonesischen Unabhängigkeitskrieg als Kollaborateure auf den Molukken nicht mehr willkommen waren, kamen 1951 in die Niederlande und wurden in unter anderem das zu Schattenberg umbenannte ehemalige Lager Westerbork untergebracht. Die Markierung Schattenberg ist errichtet aus authentischen Barackenelementen.
Aber eines dürfen wir nicht vergessen: Das Lager Westerbork existiert nicht mehr. Es gibt eine historische Stätte, es gibt einige Originalgebäude und historische Artefakte, aber es gibt kein Lager mehr. Und sie wird nicht zurückkehren, egal, was jemand tut. Das ist das Paradoxon im Umgang mit dem Erbe des Verlustes: Wie kann man das Verlorene erleben, etwas fühlen, das nicht mehr da ist? Auf der Grundlage dieses Bewusstseins und dieser Frage wird die Gedenkstätte Lager Westerbork in den kommenden Jahren versuchen, die bestmögliche Beziehung zur Vergangenheit herzustellen.